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Walpurgisnacht & Beltane – Zwischen Hexenzauber und Herzöffnung

  • Autorenbild: Bettina Koch
    Bettina Koch
  • 27. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Wenn der April seinen letzten Atemzug macht und der Mai erwacht, geschieht etwas Magisches. Eine uralte Energie liegt in der Luft, die tief in den Adern der europäischen Kultur verwurzelt ist. Diese Nacht hat viele Namen – Walpurgisnacht, Beltane, Hexennacht, Freinacht, Tanz in den Mai. Sie ist ein Kaleidoskop aus heidnischen Riten, christlichen Überlagerungen, folkloristischer Tradition und moderner Spiritualität. In dieser besonderen Nacht verschmelzen Feuer, Tanz, Natur und Magie zu einem einzigartigen Erlebnis.


Offenes Manuskript mit Mondphasen und mystischen Symbolen
Runen, Magie und Frühlingszauber – Rituale der Walpurgisnacht entfalten ihre Kraft. © Foto: VeraPetruk | Getty Images via Canva

Walpurgisnacht – Der Name und seine Wurzeln


"In der Nacht, da tanzt das Licht mit dem Schatten, und das Herz erkennt, was es wirklich will." – Unbekannt

Die Walpurgisnacht wird in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert, um den Winter zu vertreiben und den Frühling willkommen zu heißen. Der Name leitet sich von der Heiligen Walburga ab, einer Äbtissin aus dem 8. Jahrhundert, die am 1. Mai heiliggesprochen wurde. Die Kirche versuchte mit ihrer Heiligsprechung heidnische Frühlingsrituale zu überlagern. Doch das Volk ließ sich nicht so leicht bekehren – es feierte weiter, unter neuem Namen, aber mit alten Riten.


In der Walpurgisnacht glaubte man, dass sich Hexen auf dem Blocksberg (dem Brocken im Harz) versammelten, um mit dem Teufel zu tanzen. Goethe griff dieses Motiv in seinem "Faust" auf: "Die Hexen zu dem Brocken ziehn, / Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. / Dort sammelt sich der große Hauf', / Herr Urian sitzt obenauf."


Brennende Hexe auf einem Scheiterhaufen während der Walpurgisnacht
Walpurgisfeuer – Symbol für Reinigung und Neubeginn. © Foto: Artush | Getty Images via Canva

Beltane – Das keltische Feuerfest


"Beltane ist der Moment, in dem die Erde sich selbst umarmt." – Unbekannt

Zeitgleich mit der Walpurgisnacht feierten die Kelten ihr Beltane, eines der vier großen Jahreskreisfeste neben Samhain, Imbolc und Lughnasadh. Beltane bedeutet übersetzt so viel wie "leuchtendes Feuer" oder "Feuer des Bel" – ein Verweis auf den Lichtgott Belenus. Die Kelten entzündeten große Feuer, über die Vieh getrieben wurde, um es vor Krankheiten zu schützen. Menschen sprangen über die Flammen, um sich Reinigung, Fruchtbarkeit und Segen zu erbitten.


Beltane markiert den Beginn des Sommers im keltischen Kalender. Es ist ein Fest des Lebens, der Liebe, der Fruchtbarkeit. In dieser Nacht vermählt sich der Gott mit der Göttin – die Vereinigung von männlicher und weiblicher Energie wird gefeiert. In vielen modernen Neuheidentraditionen, insbesondere im Wicca, ist Beltane eines der wichtigsten Feste des Jahres.


Ein heidnischer Altar für das Mittfrühlingsfest Beltane
Ein heidnischer Altar für das Mittfrühlingsfest Beltane. © Foto: MichiTermo | Getty Images via Canva

Tanz in den Mai – Der volkstümliche Ausdruck


"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." – Hermann Hesse

Im deutschen Sprachraum hat sich vor allem der Ausdruck "Tanz in den Mai" etabliert. In vielen Städten und Dörfern finden am 30. April Tanzveranstaltungen statt, oft unter freiem Himmel. Junge Männer stellen ihrer Angebeteten einen Maibaum – traditionell ein mit bunten Bändern geschmückter Birkenast – vor das Haus. Der Maibaum ist ein uraltes Fruchtbarkeitssymbol, das tief aus der heidnischen Vergangenheit stammt.


Der Tanz in den Mai symbolisiert den Aufbruch in die helle Jahreszeit. Es ist ein Fest des Aufblühens, des Neuanfangs, des ausgelassenen Miteinanders. Selbst wenn viele Menschen die spirituellen Ursprünge nicht mehr kennen, spüren sie doch die besondere Energie dieser Nacht.


Maibaum gegen blauen Himmel
Bunter Maibaum – Symbol für Frühling, Gemeinschaft und neue Lebensfreude. © Foto: AntiMartina | Getty Images Signature via Canva

Rituale und Bräuche – Zwischen Feuer und Blüten


Die wohl bekanntesten Rituale dieser Nacht drehen sich um das Feuer. Es steht für Reinigung, Schutz, Energie. Ein traditionelles Walpurgisfeuer wird oft auf einer Anhöhe entzündet – ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen man glaubte, böse Geister durch Höhen und Feuer fernzuhalten. In das Feuer sollten die neun heiligen Hölzer kommen: Hasel, Erle, Birke, Eberesche, Eiche, Ulme, Wacholder, Eibe, Lärche.


Ein weiteres Ritual ist das Tanzen um den Maibaum. Dabei halten die Tänzer Bänder in der Hand, die am oberen Ende des Maibaums befestigt sind, und tanzen so, dass sich die Bänder kunstvoll umeinander wickeln. Dies symbolisiert die Verbindung von Himmel und Erde, von männlich und weiblich, von Mensch und Natur.


Blumenkränze – insbesondere aus Weißdorn, Veilchen und Gänseblümchen – werden geflochten und getragen. In alten Zeiten glaubte man, dass bestimmte Pflanzen an diesem Tag besonders heilkräftig seien.


Yoga und die Walpurgisnacht – Eine Verbindung der Energien


"Alles, was du suchst, ist bereits in dir." – Rumi

Auf den ersten Blick scheinen Yoga und die Walpurgisnacht wenig miteinander gemein zu haben. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich tiefere Zusammenhänge. Beide Wege beschäftigen sich mit Energie, mit der Verbindung von Körper, Geist und Natur.


In der Yogaphilosophie ist die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai eine Zeit des Übergangs – von Dunkelheit zu Licht, von Innen nach Außen. Die Chakrenlehre kennt das Herzchakra (Anahata) als Zentrum der Verbindung und Liebe. Rituale an Beltane zielen auf genau diese Öffnung ab: Herzöffnung, Verbindung, Hingabe.


Ein Beltane-Yoga-Flow kann Asanas wie Herzöffner (z. B. Kamel, Kobra, Brücke), erdende Haltungen (z. B. Kind, Krieger) und freudvolle Bewegungen (z. B. tanzender Krieger) kombinieren. Atemübungen wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) oder Kapalabhati (Feueratmung) reinigen die Energiebahnen – vergleichbar mit dem reinigenden Feuer der Walpurgisnacht.


Moderne Spiritualität und die Rückkehr der Rituale


"Magie ist nur Wissenschaft, die wir noch nicht verstanden haben." – Arthur C. Clarke

Immer mehr Menschen sehnen sich nach Verbindung, Naturerfahrung und tieferem Sinn. Die alten Feste erleben eine Renaissance – ob im Rahmen von Yoga-Retreats, Frauenkreisen, Ritualabenden oder Waldspaziergängen bei Vollmond. Walpurgisnacht und Beltane sind eine Einladung, den Alltag abzustreifen und einzutauchen in das, was jenseits des Sichtbaren liegt.


In der modernen Hexenbewegung – dem sogenannten "Witchcraft Revival" – wird die Walpurgisnacht als "Hexensabbat" gefeiert. Rituale beinhalten das Ziehen von Tarotkarten, das Räuchern mit Beifuß, Salbei oder Rosmarin, das Schreiben von Wunschzetteln, die im Feuer verbrannt werden.


Fazit – Eine Nacht voller Zauber


Die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist mehr als nur ein Übergang von einem Monat zum nächsten. Sie ist eine Schwelle, ein Portal, ein heiliger Moment im Jahreskreis. Ob du um ein Feuer tanzt, ein paar Yogahaltungen im Kerzenschein machst oder einfach still in den Himmel blickst – diese Nacht berührt. Sie lädt dich ein, loszulassen, dich zu verbinden, zu feiern und zu träumen.


Denn wie ein altes Sprichwort sagt: „Wer in der Walpurgisnacht träumt, dem wird ein Wunsch erfüllt.“

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