September: Balance und Erdung
- Bettina Koch 
- 6. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Okt.
Der September ist ein Monat der Übergänge. Er trägt die Wärme des Sommers noch in sich, doch die Tage werden kürzer, die Nächte kühler, und eine neue Jahreszeit schiebt sich langsam ins Bewusstsein. In vielen Kulturen gilt dieser Monat als Schwelle, als Zeit des Wandels, der Ernte und des Innehaltens. Der September ist mehr als nur der neunte Monat im Kalender – er ist ein Symbol für Balance, Ernte, Dankbarkeit und die Vorbereitung auf die innere Einkehr des Winters.

Herkunft des Namens und Bedeutung
Das Wort September stammt aus dem Lateinischen: septem bedeutet „sieben“. Im römischen Kalender, der ursprünglich im März begann, war der September tatsächlich der siebte Monat des Jahres. Erst mit der Kalenderreform durch Julius Caesar, die den Julianischen Kalender einführte, rückte der September auf den neunten Platz, behielt aber seinen Namen.
Interessant ist, dass die Monate September bis Dezember alle ihre Bezeichnungen aus den Zahlen sieben (septem), acht (octo), neun (novem) und zehn (decem) ableiten. Obwohl ihre Position heute nicht mehr mit der ursprünglichen Zahl übereinstimmt, haben sich die alten Namen bis heute erhalten.
Symbolisch steht der September für Übergang, Ernte und Reflexion. In der Numerologie wird die Neun, die Zahl des Septembers im modernen Kalender, mit Vollendung, Weisheit und einem Zyklusende in Verbindung gebracht. Der September ist also ein Monat, der sowohl das Ende eines Kreislaufs als auch den Beginn einer neuen Phase markiert. Auch darin spiegelt sich Balance: Ende und Anfang, Abschied und Aufbruch – beides existiert nebeneinander.
Besondere Tage und Feste im September
Der September ist reich an besonderen Tagen, die sowohl weltliche als auch spirituelle Bedeutung haben.
1. September – meteorologischer Herbstbeginn
Während der kalendarische Herbstbeginn erst mit der Tagundnachtgleiche um den 22./23. September eintritt, beginnt aus meteorologischer Sicht der Herbst schon am 1. September. Dieser Stichtag erleichtert die klimatologische Statistik, ist aber auch ein Symbol: ab jetzt „gehört“ der Monat ganz offiziell dem Herbst.
8. September – Mariä Geburt
Ein wichtiger katholischer Feiertag, der die Geburt der Jungfrau Maria ehrt. In vielen Regionen Europas finden an diesem Tag Kräuterweihen und Erntedankfeste statt.
21. September – Internationaler Tag des Friedens
Von den Vereinten Nationen ausgerufen, steht dieser Tag für die Hoffnung auf globale Harmonie. Passend zum Charakter des Septembers lädt er dazu ein, das eigene Leben zu entschleunigen und friedvoll zu gestalten.
22./23. September – Herbst-Tagundnachtgleiche (Äquinoktium)
Einer der wichtigsten Wendepunkte des Jahres: Tag und Nacht sind gleich lang. Danach werden die Nächte länger als die Tage. Viele Kulturen feiern dieses Gleichgewicht mit Ritualen, die Balance und Dankbarkeit symbolisieren. In heidnischer Tradition ist dieser Tag auch als Mabon bekannt, ein Erntefest, das die Verbindung zur Natur betont.
Weitere regionale Bräuche:
- Oktoberfest-Vorbereitung: Obwohl das Oktoberfest meist Ende September beginnt, trägt der Monat entscheidend zum bayerischen Festcharakter bei. 
- Weinlese: In Weinregionen ist September die Hochsaison der Ernte. Winzer feiern mit Weinfesten, die Geselligkeit und Genuss in den Mittelpunkt stellen. 
Flora und Fauna im September
Der September ist in der Natur ein Monat der Fülle. Die Pflanzenwelt steht im Zeichen der Ernte, die Tierwelt im Zeichen der Vorbereitung.
- Pflanzen & Früchte: Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kürbisse reifen jetzt. Sie schenken uns erdende Süße und sind ideale Begleiter für eine ausgleichende Ernährung. 
- Kräuter: Schafgarbe, Brennnessel und Spitzwegerich tragen die gespeicherte Sonnenkraft in sich. Sie unterstützen Reinigung und Stärkung. 
- Tiere: Zugvögel ziehen nach Süden, Igel und Eichhörnchen fressen sich Reserven für den Winter an. Die Tierwelt zeigt uns: Balance bedeutet auch, rechtzeitig vorzusorgen. 
Die Natur selbst lehrt uns Verwurzelung – jedes Wesen bereitet sich auf die kälteren Monate vor, indem es Vorräte anlegt oder sich innerlich stärkt.
Ayurvedische Ernährung im September
Ayurveda, das traditionelle indische Heilsystem, betont die Anpassung der Ernährung an die Jahreszeiten. Der September fällt in die Übergangszeit zwischen Sommer (Pitta) und Herbst (Vata). Wenn wir uns nicht bewusst erden, kann das innere Ungleichgewicht verstärkt werden.
Dosha-Einflüsse
- Pitta (Feuer & Wasser): Im Sommer hat sich Hitze angesammelt, die zu innerem Ungleichgewicht führen kann (Reizbarkeit, Hautprobleme, Entzündungen). 
- Vata (Luft & Äther): Mit dem Herbst nimmt die Bewegung, Trockenheit und Kühle zu. Vata steigt an, was zu Nervosität, Schlafproblemen oder Verdauungsbeschwerden führen kann. 
Ernährungstipps für den September
- Beruhige Pitta: Iss kühlende, nicht zu scharfe Speisen. Bittere und süße Geschmacksrichtungen helfen, die Hitze des Sommers auszugleichen. 
- Stärke Vata: Ab Mitte/Ende September darf die Nahrung öliger, wärmender und erdender werden. Suppen, Eintöpfe und gekochtes Gemüse sind ideal. 
- Meide Extreme: Kalte Rohkost kann Vata zusätzlich reizen, während zu scharfe Speisen Pitta verstärken. Die Balance ist entscheidend. 
Ayurveda-taugliche Lebensmittel im September
- Äpfel und Birnen: gekocht oder gebacken, mit Gewürzen wie Zimt oder Kardamom. 
- Kürbis und Karotten: süß, nährend, erdend. 
- Hirse, Reis, Quinoa: leicht verdaulich und stabilisierend. 
- Milch und Ghee: in Maßen beruhigend für Vata. 
- Gewürze: Ingwer, Zimt, Fenchel, Kreuzkümmel – sie fördern Wärme und Verdauung. 
Ayurveda-Rezepte für den September
Wärmendes Apfel-Chutney
Zutaten:
- 3 Äpfel 
- 1 EL Ghee 
- 1 TL Zimt 
- 1/2 TL Kardamom 
- 1/2 TL Fenchelsamen 
- 1 Prise Salz 
Zubereitung:
Äpfel würfeln, in Ghee anschwitzen, Gewürze dazugeben und mit etwas Wasser einkochen lassen. Passt hervorragend zu Reis oder Hirse.

Kürbis-Dal
Zutaten:
- 200 g rote Linsen 
- 300 g Hokkaido-Kürbis 
- 1 Zwiebel, fein gehackt 
- 1 Stück frischer Ingwer 
- 1 TL Kurkuma 
- 1 TL Kreuzkümmel 
- 1 EL Ghee oder Sesamöl 
Zubereitung:
Zwiebel und Ingwer anbraten, Gewürze hinzufügen. Linsen und Kürbiswürfel dazugeben, mit Wasser aufgießen und 20 Minuten köcheln lassen. Ein erdendes Gericht, das Pitta beruhigt und Vata stabilisiert.
Goldene Milch (für kühle Abende)
Zutaten:
- 250 ml Milch (Kuh- oder Pflanzenmilch) 
- 1 TL Kurkuma 
- 1/2 TL Zimt 
- 1/4 TL schwarzer Pfeffer 
- 1 TL Honig 
Zubereitung:
Milch erwärmen, Gewürze einrühren, kurz köcheln lassen. Mit Honig süßen. Wärmt von innen, stärkt das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend.
Diese Gerichte sind mehr als Nahrung – sie sind kleine Rituale der Erdung.
Der September in der Yoga-Philosophie
Yoga sieht den Menschen als Teil des kosmischen Rhythmus. Jahreszeiten wirken auf Körper, Geist und Energiezentren (Chakren). Der September mit seiner Balance von Licht und Dunkelheit, Wärme und Kühle, Aktivität und Rückzug, korrespondiert besonders stark mit bestimmten Aspekten der Yogaphilosophie.
Chakren und September
- Manipura-Chakra (Solarplexus, Feuer): Das im Sommer stark aktive Feuer-Element beruhigt sich langsam. September ist eine Zeit, dieses Zentrum in Balance zu bringen – nicht mehr zu viel Hitze, aber auch keine Schwäche. 
- Anahata-Chakra (Herzchakra, Luft): Mit dem beginnenden Herbst wird das Herzchakra betont. Dankbarkeit, Mitgefühl und Verbindung zur Natur sind jetzt zentrale Themen. Die Erntezeit ruft zur Wertschätzung und Liebe für das, was uns nährt. 
- Muladhara-Chakra (Wurzel, Erde): Wenn Vata steigt, brauchen wir Erdung. Übungen und Rituale, die das Wurzelchakra stärken, helfen, Stabilität zu bewahren. 
Yogapraxis im September
- Asanas: Erdende Haltungen wie Tadasana (Berghaltung), Virabhadrasana I & II (Krieger) oder Balasana (Kindhaltung). 
- Pranayama: Sanfte Atemübungen wie Nadi Shodhana (Wechselatmung) für innere Balance. 
- Meditation: Fokus auf Dankbarkeit und Loslassen – perfekt in Verbindung mit der Tagundnachtgleiche. 
Ein einfacher Satz für den Alltag:
👉 „Ich bin geerdet. Ich bin sicher. Ich vertraue dem Leben.“
Balance im Alltag: Work-Life-Balance bewusst gestalten
Der September ist auch der Start in die geschäftige zweite Jahreshälfte. Nach der sommerlichen Leichtigkeit füllt sich der Kalender schnell. Gerade jetzt ist es entscheidend, Balance bewusst zu pflegen.
Tipps für Work-Life-Balance im September
- Setze klare Prioritäten: Nicht alles muss sofort erledigt werden. Finde deine „Big Three“ pro Tag. 
- Plane Pausen ein: Balance entsteht nicht durch Dauerleistung, sondern durch den Wechsel von Aktivität und Erholung. 
- Digitale Erdung: Schaffe „offline times“, besonders abends. Weniger Bildschirmzeit – mehr echte Erdung. 
- Bewegung in der Natur: Spaziergänge, Yoga im Park oder Radfahren im Wald verbinden dich mit der Jahreszeit. 
- Dankbarkeitsritual: Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, für die du dankbar bist. Das stabilisiert emotional. 
Work-Life-Balance bedeutet nicht, alles perfekt zu verteilen. Es bedeutet, in dir selbst eine stabile Mitte zu kultivieren – egal, wie turbulent dein Umfeld gerade ist.
Spirituelle Botschaft des Septembers
Der September ist der Monat des Loslassens und Bewahrens zugleich. Wir ernten, was wir gesät haben, und danken der Natur. Gleichzeitig beginnt der Rückzug – Blätter färben sich, Tiere sammeln Vorräte, Menschen wenden sich mehr dem Inneren zu.
Spirituell gesehen erinnert der September uns daran:
- Alles ist im Fluss. 
- Balance ist der Schlüssel. 
- Dankbarkeit verwandelt Fülle in Zufriedenheit. 
Fazit: Ein Monat der Balance und Vorbereitung
Der September verbindet Sommer und Herbst, Licht und Dunkelheit, Aktivität und Ruhe. Er schenkt uns eine Fülle an Früchten, Erlebnissen und Inspirationen – und fordert uns gleichzeitig auf, innezuhalten, uns zu erden und mit Dankbarkeit auf das Jahr zurückzublicken.
In der Natur, in Ayurveda und im Yoga spiegelt sich die gleiche Botschaft: Balance, Erdung, Dankbarkeit. Der September lädt uns ein, diese Prinzipien in unseren Alltag zu integrieren – durch Ernährung, Rituale, Bewegung und Bewusstsein.





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